Liebestest

Liebestest

Sie möchten einen Liebestest machen, also wissen, wie Ihre Chancen bei Ihrem/Ihrer Angebeteten sind?

Willst du mit mir gehen? - Nein, unsere Namen passen nicht zueinander.

Schon in der Grundschule saß man mit den Freundinnen in der Ecke und tuschelte heimlich. Man hockte zusammen, mit Blatt und Stift bewaffnet, und rechnete sich den Mann des Lebens zusammen. „Der Lukas aus der 4b, der ist so süß - ob wir zusammenpassen?“ Und schon wurden fleißig Buchstaben ausgezählt. Im Teenageralter setzte es sich fort - und das wurde eiskalt ausgenutzt. Wie viele Mädchen und Jungen schickten SMS an den „Musik“-Sender Viva (es gab eine Zeit, in der wirklich, man mag es kaum glauben, Musik gespielt wurde) und warteten ungeduldig, bis am unteren Bildschirmrand ihre Namenskombination eingeblendet war - mit einer Prozentzahl am Ende, die besagte, inwiefern man selbst mit der heimlichen Liebe zusammenpasste?

Liebestest heute oder Was man mit Gummibärchen anstellen kann

Heutzutage kann man sich vor Liebestests kaum noch retten. Und das, was früher mühsam per Hand ausgerechnet wurde, ist nunmehr in ein paar Sekunden herausgefunden. Gib deinen Vornamen und den Vornamen deines Schatzes ein und voilà, entweder ihr passt zusammen - oder eben nicht. Ob solche Tests eigentlich die Chancen auf die wirklich große Liebe zerstören? „Ich pass‘ halt nicht mit dem Lukas zusammen, das wird eh nichts“? Der Liebestest auf „höherem“ Niveau und ein lustiger Zeitvertreib ist das Gummibärchen-Orakel der Liebe: Man zieht fünf Bärchen und je nach Farbe wird die Zukunft vorhergesagt. Wenn man erwachsen wird, lässt man sich ja auf solch einen Humbug nicht mehr ein, zumindest nicht ernsthaft. Hoffentlich. Oder doch? Hier findet man nicht mehr Name + Name, nein, hier werden Sternzeichen eingegeben. Und man findet heraus: „Oh nein, Tim ist Krebs und ich bin Zwilling - das kann nicht gutgehen.“ Genau. Der kühle und gelassene Zwilling kommt nämlich mit dem zärtlichen und feinfühligen Krebs nicht zurecht. Selbst wenn er Gefühle hegt, so versteckt er diese - das merkt der Krebs natürlich, fühlt sich verletzt und zieht von dannen. So läuft der Hase und nicht anders.

Wissenschaftliche Liebestests - ein paradoxon?

Es scheint aber tatsächlich Liebestests zu geben, die eventuell sogar ernst zu nehmen sind. „Ja klar, sicher“ wird sich so manch einer mit ironischem Unterton denken. Doch hier geht es nicht mehr um Namen oder Sternzeichen, sondern es geht um Beziehungen. Und der psychologische Aspekt kommt ins Spiel. Wenn man Fragen solcher Liebestests beantwortet, ist das nicht nur ein schöner Zeitvertreib, sondern man muss etwas sehr Unangenehmes machen: nachdenken. Über sich, über den Partner oder die Partnerin und über die Beziehung. Ob das etwas bringt, das muss wohl jeder selbst herausfinden.

Der beste Liebestest überhaupt ist ganz einfach, allerdings extrem aufwendig und keineswegs kostenlos: Wir begeben uns dabei auf das Gebiet der Neurowissenschaften. Britische Wissenschaftler haben mithilfe von MRT-Bildern (Übersetzung: Magnetresonanztomographie) entdeckt, dass gewisse Areale im Gehirn aktiviert wurden, wenn die Versuchsperson ein Bild ihrer/ihres Geliebten sah. „Offenbar waren bei den verliebten Versuchspersonen, unabhängig vom Geschlecht, vier Gehirnareale aktiv, wenn sie Bilder ihres Freundes oder ihrer Freundin sahen, während ein anderes Areal im präfrontalen Kortex, das bei Depressiven überaktiv ist, stets signifikant weniger aktiviert war: "Wir waren wirklich davon überrascht, wie die Aktivität deutlich zu erkennen war", meinte Andreas Bartels vom University College in London.“ (F. Rötzer „Die Neurowissenschaftler und der Liebestest“).

Aber im Ernst: Will man wissen, ob man wirklich verliebt ist, sollte man letztendlich doch seine Gefühle und nicht Namen oder Sternzeichen in Betracht ziehen. Oder man zieht den Joker: Das MRT-Bild, der Beweis schlechthin.

 

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